Was wir unter Klimagerechtigkeit verstehen

Klimagerechtigkeit hat sich ja mittlerweile als Begriff weitreichend etabliert, doch es wirkt häufig wie eine leere Phrase und unter Gerechtigkeit wird eher so etwas verstanden wie, dass es Windräder auch in Bayern geben soll oder dass die Wirtschaft gestärkt wird und Arbeitsplätze geschaffen werden etc.. Das sind jedoch von unfassbarer Kurzsichtigkeit, Naivität und Beschränktheit geprägte Ansichten. Leider wird Gerechtigkeit oft nur so verstanden, dass man selbst nicht ungerecht behandelt wird, aber es gibt auch andere, tatsächliche Probleme, die über ein Windrad vor der Haustür hinausgehen.

Ja, auch in Deutschland treffen z.B. höhere Preise durch Klimaschutzstandards stärker die ohnehin Armen und das ist ungerecht, weil sie nichts für die Entscheidungen der Industrie können, man kann hier zwischen Verantwortlichen und Opfern unterscheiden. Sieht man aber eine Ebene höher, stellt man fest, dass Deutschland ein ziemlich reiches Land ist, welches sich auf den Klimawandel einstellen an, weil wir Zugriff auf Ressourcen haben, die andere nicht haben, so sind dort, wo es zu Überflutungen kommen kann, hier Deiche, die bei höherem Meeresspiegel einfach erhöht werden können.

In vielen MAPA-Ländern (MAPA = Most affected areas and places = die am härtesten vom Klimawandel getroffenen Gebiete) gibt es aber viel gravierende Probleme als fehlenden Hochwasserschutz, wie Hunger, Kinderarbeit oder Armut und die Mittel für etwas wie Deiche aufwenden zu können ist ein Privileg, den sich nicht jedes Land leisten kann. (West-)Europa hat diese Vormachtstellung nur, weil es den globale Süden kolonialisiert, ausgebeutet und um Ressourcen beraubt hat und das ist keineswegs vorbei, denn immer noch sind in „postkolonialen“ Ländern wie Namibia eine große Mehrheit der Landbesitzer, Unternehmen und Reichen deutsch(-stämmig).

Ein deutsches Unternehmen baut in Namibia Solarparks und Windräder auf 4000km² für grünen Wasserstoff, der nach Deutschland importiert werden soll. Dadurch wird übrigens ein Nationalpark zerstört und die dortige Umwelt leidet massiv. Wieder einmal bereichert sich ein „westliches“ Land an Ressourcen aus dem globalen Süden – das ist unfassbar ungerecht! Länder wie Namibia sind durch die Kolonialisierung durch Deutschland nicht so stark entwickelt wie Deutschland und können somit z. B. technisch nicht so leicht mit den Folgen des Klimawandels umgehen wie es Deutschland kann z. B. durch Klimaanlagen oder innovative Landwirtschaft oder eben die Möglichkeit, sich erneuerbare Energien einfach aus anderen Ländern wie Namibia einzukaufen.

Gerecht ist das nicht und daher dürfen wir nicht nur auf unser unmittelbares Umfeld schauen, sondern müssen uns unserer historischen Schuld und der damit verbundenen Verantwortung bewusst werden, was bedeutet auf die bis heute bestehenden kolonialen Strukturen, wie zum Beispiel den CFA-Franc, und auf die imperialen Bestrebungen aufmerksam zu machen und sie zu bekämpfen.

Wir wollen daher vermehrt an der Seite, antikolonialer, antiimperialistischer und internationalistischer Organisationen für eine gerechtere Welt kämpfen und auch andere Fridays-for-Future-Gruppen dazu auffordern.

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